Die vielen Entdecker des Stickstoffs

Die vielen Entdecker des Stickstoffs

Die Entdeckungsgeschichte des Stickstoffs ist der des Sauerstoffs nicht nur sehr ähnlich, man stößt letzten Endes – vielleicht sogar wenig überraschend – zum Teil auf dieselben Protagonisten.

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts war jedenfalls die Phlogistontheorie (griechisch phlogistós = verbrannt) von Georg Ernst Stahl (1659 – 1734) die anerkannt gültige Lehrmeinung. Die Phlogistontheorie besagte, dass bei jeder Verbrennung, je nach Ausgangsstoff mehr oder weniger Phlogiston entweicht und bei der Erwärmung in die Stoffe eindringt.


Im Jahr 1772 legten Carl Wilhelm Scheele, Henry Cavendish, Daniel Rutherford und in Folge auch Joseph Priestley, wenn auch ungewollt, die Grundsteine zum Ende der Phlogistontheorie.

In diesem Jahr entdeckte der deutsch-schwedischen Apotheker Carl Wilhelm Scheele in seinen Verbrennungsexperimenten, dass Luft aus – wie er es nannte – „Feuerluft“ und „verdorbener Luft“ (heute würden wir sagen „Sauerstoff“ und „Stickstoff“) besteht.

Phlogistische Luft

Ebenfalls 1772 entzog der schottische Botaniker Daniel Rutherford Luft durch Verbrennung ­einer Kerze allen Sauerstoff und in Folge auch das durch die Verbrennung entstandene Kohlendioxid. Das verbliebene Gas bezeichnete er als „phlogistische Luft“, schrieb aber dem Stoff erstmals Elementeigenschaft zu. In seiner Dissertation gab er bereits die Haupteigenschaften von Stickstoff sehr korrekt an. Rutherford wird daher zumeist als eigentlicher Entdecker des Elements Stickstoff genannt. Da aber auch er wie seine Kollegen ein Anhänger der Phlogistontheorie war, konnte er nicht erkennen, was er eigentlich entdeckt hatte.

Mephistische Luft

Beinahe zeitgleich mit Scheele und Rutherford isolierte auch der britische Naturwissenschaftler Henry Cavendish, der bereits einige Jahre zuvor den Wasserstoff entdeckte, Stickstoff als Bestandteil der Luft. Cavendish führte 1772 folgenden Versuch durch: Er leitete Luft über glühende Kohle und behandelte sie danach mit Alkalien, den erhaltenen Rest nannte er erstickende (oder mephistische) Luft. Er erkannte aber nicht, dass dies ein neuer Elementarstoff (chemisches Element) ist.
Noch im selben Jahr berichtete Cavendish Joseph Priestley über seinen Versuch. Priestley, Theologe, Physiker, Chemiker spielte ebenso wie Carl Wilhelm Scheele schon bei der Entdeckung des Sauerstoffs eine Hauptrolle und führte in dieser Zeit eine Vielzahl ähnlicher Experimente durch. Bei seinen Experimenten hatte Priestley ebenfalls Stickstoff erzeugt, indem er Sauerstoff gebunden und das gewonnene Kohlendioxid entfernt hatte. Aber auch Priestley interpretierte als Anhänger der Phlogistontheorie die erreichten Ergebnisse falsch. Er nannte bezeichnenderweise die in seinen Versuchen verbliebene Luft phlogistonreiche (d. h. phlogisierte) Luft.

Nitrogenium

Auf den französischen Mediziner und Chemiker Jean-Antoine Chaptal geht dann schlussendlich 1790 die Namensgebung des Stickstoffs als Nitrogenium (N) zurück. Chaptal unterrichtete die Thesen von Antoine Lavoisier, einem Mann, der bereits in der Geschichte des Sauerstoffs eine Hauptrolle spielte und der als Begründer er ersten chemischen Revolution eine schillernde Persönlichkeit in der Geschichte der Wissenschaft darstellt. Lavoisier, ab 1784 Präsident der französischen Akademie der Wissenschaften, betrieb im Laufe der Zeit eine regelrechte Anti-Phlogiston-Kampagne mit einer zunehmenden Anhängerschaft. Seine Sauerstofflehre mit der damit verbundenen nützlichen Nomenklatur setzte sich letzten Endes durch, und führte zum Ende der Phlogistontheorie.

Antoine Lavoisier beschäftigte sich aber nicht nur mit Chemie, er interessierte sich für Mineralogie genauso wie für das Schulwesen, ihn beschäftigte die Krümmung von Schneckenhäusern ebenso wie Lebensmittelhygiene, Tiermagnetismus oder der Transport von Wasser auf langen Schiffsfahrten. Sein Interesse galt aber auch Hygienefragen in Krankenhäusern und Gefängnissen und dies brachte ihn letzten Endes zu seinem Forschungen über die Atemluft.
Lavoisier beschrieb als erster die Atmung als chemische Reaktion mit dem Teil der Luft, den er „Oxygenium“ – also Sauerstoff – nannte, im Sinne des griechischen Wortes für Säure-Geber oder Sauer-Macher, und bereits 1779 hatte Lavoisier den Stickstoff als „Azote“ (Azote = abgeleitet vom griechischen «asotikos» für leblos) bezeichnet.

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