Stabil geatmet: Unser Säure-Basen-Haushalt
Wie die Atmung den pH-Wert im Körper reguliert
Viele kennen sich aus aber nur wenige wissen Bescheid. Deshalb vorab einiges Grundsätzliches: Entscheidend für den viel zitierten Säure-Basen-Haushalt in unserem Körper ist der pH-Wert.
Die Abkürzung pH steht dabei für das lateinische „potentia Hydrogenii“ und bedeutet „Konzentration des Wasserstoffs in einer Lösung“. In dem Fall, der uns interessiert, wird angegeben, wie viel Wasserstoffionen in unserem Blut zu finden sind. Grundsätzlich reicht die Skala eines jeden pH-Wertes von 0 bis 14. Den Referenzwert dafür gibt das Wasser vor, der pH-Wert des Wassers liegt bei 7,0 und dieser Wert gilt als neutral. Niedrigere Werte bedeuten ein saures Klima, höhere ein alkalisches (= basisches).
Ein bisschen weniger
Der pH-Wert unseres arteriellen (= sauerstoffgesättigten) Blutes liegt bei 7.4 und befindet sich somit im leicht alkalischen/basischen Bereich. Diesen Wert bemüht sich der Körper mit allen Mitteln stabil zu halten, denn bereits geringe Abweichungen können gravierende Probleme verursachen. Um die Wichtigkeit deutlich zu machen: Sinkt der pH-Wert des arteriellen Blutes nur geringfügig in den sauren Bereich, tritt Lufthunger auf und der Atemreflex wird aktiv. Fällt er weiter, nur ein bisschen tiefer, machen wir Bekanntschaft mit Bewusstseinstrübungen. Unter einem pH-Wert von 7 besteht die Gefahr, dass wir ins Koma fallen, ab einem um 0,6 Punkte nach unten verschobenen pH-Wert herrscht akute Lebensgefahr.
Ein bisschen mehr
Verschiebungen in die entgegengesetzte (alkalische) Richtung sind allerdings auch nicht gemütlicher. Eine geringfügige Verschiebung in diese Richtung führt zu Schwindel und Schwäche. Nicht viel mehr und Lähmungserscheinungen und/oder Verwirrung stellen sich ein. Danach kann es zum Koma führen und, je nach Studie ab Verschiebungen von 0,4 bis 0,6, geht es um Leben und Tod. Und auch wenn sich um die einzelnen Null-Komma-Stellen gut streiten lässt, kann man ohne viel Widerspruch unser Blut und dessen Säure-Basen-Haushalt als überaus sensibles System bezeichnen.
Zu viel oder zu wenig
Läuft der pH-Wert des Blutes aus dem Ruder, unterscheidet die Medizin zwischen Übersäuerung (Azidose), d. h. einem zu niederen pH-Wert, und Alkalose, einem zu hohen pH-Wert. Dafür kommen im Wesentlichen zwei Gründe infrage: respiratorische oder metabolische Störungen.
Bei einer respiratorischen Störung liegt das Problem im Bereich der Lunge beziehungsweise der Atmung. Dann versucht unser Körper in der Regel, den verschobenen pH-Wert über die Nieren und die Leber wieder auszugleichen. Umgekehrt verhält es sich bei den metabolischen Störungen. Da kommen unter anderem Ursachen wie Nierenschwäche, Stoffwechselerkrankung o. Ä. infrage. Der Körper versucht über eine verstärkte oder verminderte Atmung, die Säuren aus dem Kreislauf zu entfernen oder zurückzuhalten.
Der Atm reguliert
Ob unser pH-Wert nun zu nieder oder zu hoch ist, unumstritten ist auf jeden Fall der Einfluss unserer Atmung auf den Säure-Basen-Haushalt des Körpers. Die Atmung ist der schnellste und wichtigste Regulator, den wir zur Verfügung haben. Sie wirkt einem Abrutschen nach unten in ein saures Klima ebenso entgegen wie einem Anstieg nach oben in den alkalischen Bereich.
Mit unserer Atmung versucht der Körper, den pH-Wert in dem engen, leicht basischen Bereich zwischen 7,35 und 7,45 zu halten. Dieses biochemische Gleichgewicht wird zwar nicht ausschließlich, aber ganz wesentlich von der Lunge kontrolliert. Wenn der pH-Wert des Blutes unter 7,35 fällt, wird es zu sauer. Unser Körper versucht dann, über eine verstärkte Atmung saures Kohlendioxid abzugeben, um den pH-Wert zu regulieren. Andererseits atmet eine Person, die z. B. durch permanenten Stress chronisch hyperventiliert, zu viel vom sauren Kohlendioxid aus. Dies hat zur Folge, dass sich der pH-Wert des Blutes erhöht, es wird basisch.
Auf die eine oder andere Weise kommt dem Kohlendioxid eine Schlüsselrolle in der Regulation unseres Säure-Basen-Haushalts für einen stabilen pH-Wert zu.
Und die gute Nachricht zum Schluss: Mit unserer Atmung können wir direkt darauf Einfluss nehmen.
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